PETER GABRIEL:   Deutsches Album

Der Rhythmus Der Hitze

Ich öffne das Fenster
seh, wie roter Staub sich klärt
Auf dem roten Felsen
steht der Schatten mit dem Speer

Mein Fuss spürt das Land
Es glüht rot weiss
Es nährt sich vom Blut
Es lebt. Es ist heiss

Der Rhythmus ist unter mir
Der Rhythmus zieht mich mit
Der Rhythmus ist über mir
Der Rhythmus hält mich fest
Der Rhythmus ist in mir
Der Rhythmus hat meine Seele

Durch die Steppe zieht's mich
zum Berg - auf den Platz
zieht mich in den Kreis
der um das Feuer tanzt
Wir spucken in die Hand
atmen auf der Haut
öffnen Hände weit
wenn die Sonne kommt.

Bin bei mir - verlier mich
der Staub bedeckt mich ganz
und langsam dringt es ein
und ich - ich lass - és zu

Schlag das Radio -
keine Stimme mehr von draussen
Schlag die Uhr -
den Tag nicht in Stücke reissen
Schlag die Kamera -
kann kein Leben mehr rauben
Der Rhythmus ist über mir
Der Rhythmus hält mich fest
Der Rhythmus ist in mir
Der Rhythmus hat meine Seele

Das Fischernetz

Umzingelt von Spiegeln
von Träumen befleckt
Der Saum schnürt ein
was im Körper steckt
Sanft der Bauch, gespannter Muskel
weiche Tücher auf der Tigerhaut

Feucht wie Gras
reif und schwer wie Blütenpollen
der Schwamm ist voll
keiner hat es sehen wollen
Auf alles legt sich Kon-ver-sa-tion
Glasur auf warmem, frischem Kuchen

Licht drängt durch ihre geheimen Tunnel
ein Sog, der nach draussen geht
bricht sich Bahn als greller Blitz
der feinste Fratzen erbleichen lässt

Spür Verlangen in leisem Flüstern
Spannung im Gesicht
Körper pressen gegen Gitter
spielt die Musik, spielt Gericht
für sie

Opfergaben - Geköpfte Hühner
tanzen Walzer - Sagen - komm!
Mann und Weib - nackt vor allen!
gekreuzte Stämme in Hitze besetzt

Auch wenn die zarte Haut schon zittert
fühlen sie noch mit der Mutter
die einsam geniesst, was der Tag ihr bringt
doch auch an andere Stunden denkt

Der Vater traurig, letzte Liebe
fegt Asche mit dem Besen
leises Kichern, schmierige Witze
spritzen über Tisch und Tuch
Und Worte, Worte, Worte

"Weisst du noch?" - Der Boden ist da...
"Liebes, Liebster, Du..." von Frost bedeckt

"Weisst du noch?" - Der Boden ist da...
"Liebes, Liebster, Du..." von Frost bedeckt

Plötzlich Stille, Fallbeil saust, alle Türen zu
Hände greifen fest ans Messer
schneid den Kuche nur im Dunklen an!
Jeder kriegt ein Stück - ein kleines Stück
den Körper - und das Fleisch
die Familie - und das Fischernetz
ein neuer - in den Maschen

Der Körper und das Fleisch
Der Körper und das Fleisch
und das Fleisch

Kon-Takt!

Das Schönste ist Büroschluss, da geht alles rasch
Alle drängen und stossen - oh ja, ich mag das
Wenn Körper fluten - ganz egal wohin
Ich mittendrin und ... KON-TAKT

All die Treffs und Parties: "Grüss dich!" - und was dann?
Stellt mich einmal jemand vor, verpass ich nie's Programm
Haben Sie eine Frage - etwas, das Sie quält?
Meine Hand hat längst ... KON-TAKT
Will - will
will - will
will nur KON-TAKT
Will - will
will - will
will nur KON-TAKT
greif die Hand, greif die Hand, greif die Hand
weil ich sonst nichts be-greifen kann
greif die Hand, greif die Hand, die Hand

Ich warte auf Berührung: mit Fuss, mit Hand, mit Arm
Nur was du t u s t, stellt dich bloss - du bist so richtig nackt
Sprich zu mir mit Körperkraft, auch wenn alles lacht
Ich glaub nur an den KON-TAKT

Will - will
will - will
will nur KON-TAKT
Will - will
will - will
will nur KON-TAKT
greif die Hand, greif die Hand, greif die Hand
weil ich sonst nichts be-greifen kann
greif die Hand, greif die Hand, die Hand

Fass ans Kinn, streich mein Haar, putz die Nase, drück mein Knie
Mach's mit Suff, Stoff, Nikotin - verlier die Spannung nie
Schnipp die Finger, press die Arme, atme tief, Beine quer
Zuck die Schultern, halt mich oben: Alles keinen Zweck

KON-TAKT
KON-TAKT

Dein Mund spuckt es aus: WAKAKAWAKA

San Jacinto

Der Dampf steigt hoch - Wasser zischt auf heissem Stein
schwitz im Büffelfell - Salbeistrauch auf Haut verteilt
Draussen so kalt - warte, bis die Sonne steigt
Rot bemalt, Adlerfedern - Coyote heult. Es ist soweit
Etwas ist jetzt da - Ich schmeck es im Mund, der Puls schlägt
Als würd' was sterben - sacht ...

Medizinmann geht durch die Stadt - Indianer waren hier zuhaus
Parzellenland - Pool türkis - Kind mit Schwimmflügeln
Liegestuhl
Das Flussbett trocken - Scouts und Führer grüssen Pow-Wow
Bei Geronimo's Disco - in Sitting Bull's Steakhouse -
träumt weisser Mann
Rassel im Gepäck - der Alte sagt: "Schau zum Berg, schau
nicht zurück
Hoch hinauf zum Wüstenschnee - weisser Wind weht."

Weitergehen - die Kraft, die mich durch alle Ängste bringt
San Jacinto - weitergehen
San Jacinto - das Gift brennt - die Augen werden blind
Ich halt es aus
und ich hab' Tränen im Gesicht
Es schwillt an
Ich schaff' es nicht

Weitergehn
Weitergehn
San Jacinto - der gelbe Adler stürzt aus dem Licht
aus dem Licht

Ja wir gehen - auf dem Land
Ja, wir atmen - tief die Luft
Ja, wir trinken - aus dem Strom
Ja, wir leben - wir leben
Halt nur aus - halt nur aus
Weitergehen - weitergehen

Schock Den Affen

Fasse mich wenn ich brenn
Fasse mich wenn ich renn
schüttel die Bäume im Regenwald
von oben fällt ein Tier
Fasse mich jetzt und hier
offen - offen - uh - uh
Ja, dü weisst: das schockt den Affen

Fuchs den Fuchs
Deck den Dachs
Herz das Herz
keiner merkt's
Lass die Häute heute springen
Schluss jetzt! Schluss!
Fasse mich - fasse mich
offen - offen - uh - uh
Ja, du weisst: das schockt den Affen

Alles geht weiter
hängt an der Leiter
ich weiss, ich lerne

SCHOCK! - Das tut dem Affen weh
SCHOCK! - Das tut dem Affen weh

Fasse mich wenn ich schlaf
Fasse mich wenn ich wach
Wirfst deine Perlen vor die Sau
treibst den Affen in den Bau
Fasse mich jetzt und hier
offen - offen - uh - uh
Ja, du weisst: das schockt den Affen

Viel zuviel in Frage
unsicher alle Tage
und jetzt auch noch dies:

SCHOCK! - Das tut dem Affen weh

Schock den Affen im Schlaf

Handauflegen

Sass in der Ecke vom Schnellrestaurant -
mit Plastikblumen auf der Fensterbank
Kein Wunder mehr - Brotlaib und Fisch
hol das schmutzige Geschirr vom Tisch
Bin heut so empfindlich - es geht auch ohne Stimulanz

Probier jetzt jede Möglichkeit, leb in einem Zwischenreich
Der Ozean ist zu, Statik blitzt - elektrischer Schlag
aus kaltem Gefühl
Augen starren aus der Ferne - bewacht vom stummen Spion

Die Wärme fliesst noch in mir
und ich spür, du kennst micht gut
Kein Glück, kein Los zu fassen
Alles liegt allein bei dir
Es ist wie es ist
weil nichts Zufall ist - auch hier

Komm zu mir - leg die Hände auf
Bin bereit - leg die Hände auf
Glaube! - leg die Hände auf

Pflanze Rosen ohne Dornen für selt'ne Bräuche
Fette Männer spielen mit Gartenschläuchen
Mädchen am Pool haben Wahnsinnsdurst
ihr Cocktailquirl spiesst die Wurst
Der Ton ist laut, das Licht ist weich -
ich steige in das Zwischenreich

Die Wärme fliesst noch in mir
und ich spür, du kennst micht gut
Es ist wie es ist
weil nichts Zufall ist - auch hier

Komm zu mir - leg die Hände auf
Bin bereit - leg die Hände auf
Glaube! - leg die Hände auf

Leg die Hände auf
Leg die Hände auf
Leg die Hände auf, auf mich

Nicht Die Erde Hat Dich Verschluckt

Zweimal zwei - von Wand zu Wand
Klappen vor dem Fentsern, du tastest mit der Hand
Feucht der Boden, klamm das Lager
Sie treiben dich zum Wahnsinn - ohne Nächte und Tage
Sie füttern dich mit Dreck; sie füttern dich mit Lügen
wollen dich brechen - den Mut besiegen
Nichts kannst du tun, endlos jeder Tag
Dein Kopf fiebert ständig - dein Körper wird schwach

Bleib stark, bleib stark
Sie sperren dich in Kästen - in schwarzer Stille
Lass dich nicht zerstören - bewahr deinen Willen
bleib stark

Du hast dein Leben eingesetzt
bist allein in dieser Nacht
Draussen sind deine Wärter
einer schläft, einer lacht
Was wissen sie von deiner Freiheit
und der Spur, die dein Körper macht?

Sie holen dich raus - Licht schmerzt in den Augen
Zum Raum für's Verhör - "... eine Zigarette erlauben?"
Scharfe Fragen - weisse Kittel sind bereit
Ihre Augen tief im Schatten - vergiss Hippokrates' Eid
Man sagt dir: "Benehmen Sie sich!" - Benimm als ihr Gast
Du schirmst dich ab, du zeigst deinen Hass
Du erlebst deine Grenzen. Du sprengst diesen Ort
Sie werden alles versuchen - du sagst kein Wort
bleib stark, bleib stark
Sie sperren dich in Kästen - in schwarzer Stille
Lass dich nicht zerstören - bewahr deinen Willen
bleib stark

Du hast dein Leben eingesetzt
bist allein in dieser Nacht
Draussen sind deine Wärter
einer schläft, einer lacht
Was wissen sie von deiner Freiheit
und der Spur, die dein Körper macht

Wir haben dich verlor'n
Ohnmacht, Traür, Zorn
Ich verspech dir jetzt
Ich tu, was ich kann

Wir haben dich verlor'n
Ohnmacht, Traür, Zorn
Ich verspech dir jetzt
Ich tu, was ich kann

Mundzumundbeatmung

Zeig mir die Frau, oh
Gott, wie sie tanzt
zeig mir die Frau
Körper voll in Trance
wie sie tanzt!

Sie tanzt auf den Tischen
fegt Bestecke weg
Greift sich den Stärksten
nimmt auch den Buckel mit
Glitzert abends auf der Pier
erlöst den Jungen
dann das Tier
und das Tier

Brennen, brennen
will brennen: Zünd mich an!

Zeig mir die Frau, oh
Gott, wie sie tanzt
Zeig mir die Frau
Körper voll in Trance
wie sie tanzt!

Du hast mich verzaubert
will in deine Seele sehn
Die eine will kommen
die and're Seele will schnell gehn
Frag mich, wer ihr Schweigen bricht -
kannst Du ihre Sprache nicht
verstehn?
verstehn?

Unten am Meer
liegt ein Körper im Sand
Die Frau sitzt da
seinen Kopf in der Hand
Die Haut vibriert, ihr Atem macht wund
Sie bläst heiss
sei bläst stark in den toten Mund

Brennen, brennen
will brennen: zünd mich an


All texte: Peter Gabriel & Horst Königstein

+ 19/04/01